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TED MILTON - DER EPHEMEROS
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Über Ted Milton muss man alles und sofort sagen.
Alles darüber, dass er ein all-round Künstler ist, dass er gegebenenfalls stets bereit war und bereit ist mit seiner Singstimme, Saxophon, auf musikalischen, künstlerischen, schauspielerischen, bewegungskünstlerischen und literarischen Höhepunkten oder als Buchschaffender „bad hat” in einer Pseudomärchenwelt des Marionettentheaters der Dichter zu sein – von allem und sofort.
Er ist ein solch großer Figur der zeitgenössischen Kunst bei dem man nie wissen kann was im nächsten Moment auf uns zukommt. Deswegen ist man in der Nähe von Ted Milton in einer ständigen alarmbereitschaft: man weiss nie wann man zur Seite springen muss, weil Milton so unberechenbar ist, und in den unerwartesten Fällen mit einem Schrei, einem aufquellenden Wort, staunendem Blick, steifen Augen, einer offenen, stummen Mund, einer Körperhaltung im Stillstand, einem großformatigen musikalischen Gedanken, oder mit dem Aufzeigen einer plötzlich geschaffenen künstlerischen Welt dich überstürmt, und wenn du nicht springst, ziehst du den Kürzeren, denn du erliegst in einer Weise, dass du gar nicht verstehst wie es dazu kommen konnte.
Alles und sofort: weil Ted Milton das Gefühl einer Palingenia longicauda, der aristotelischen Ephemeros evoziert, dessen Leben eigentlich nur ein paar Stunden dauert: pass jetzt gut auf sonst verlierst du sein Gestalt für immer und ewig.
Denn sein Gestalt ist das Wesentliche, dass es ihn gibt, dass es ihn genauso gibt, wie er ist, dass in einer einzigen geschaffenen Geste, wie er sich abhebt, alles da ist -- alles und sofort.
Laszlo Krasznahorkai, Schriftsteller